Destinations-Tipp | August 2017

Der Baumeister des Barock in Eichstätt

Die imposanten Häuserfassaden in Eichstätts Altstadt sind allgegenwärtig. In ihrem harmonischen Gesamterscheinungsbild sind sie einmalig im ganzen süddeutschen Raum. Einer, der sie wesentlich mitgeprägt hat, war der Fürstbischöflich-Eichstättische Hofbaudirektor Gabriel de Gabrieli. Er stammte aus dem Misoxtal im heutigen Schweizer Kanton Graubünden, das vom 16. bis zum 18. Jahrhundert eine Vielzahl von Baumeistern und künstlerisch begabten Bauhandwerkern hervorbrachte. Im damaligen Zentrum des italienisch-sprachigen Misoxtales, der Gemeinde Roveredo, wurde er im Dezember 1671 geboren.

 

Bei seinem Vater absolvierte er eine Maurerlehre und durfte ab 1693 den Meistertitel führen. Da sich in seiner Heimatregion nur wenige Bauaufgaben fanden, ging Gabriel de Gabrieli 1694 nach Wien. Bis 1705 stand er in den Diensten des Fürsten Johann Adam Andreas von Liechtenstein zu Wien. Parallel dazu arbeitete er schon für seine späteren Dienstherrschaft, dem Markgrafen zu Ansbach. Im Jahre 1714 wurde Gabriel de Gabrieli zum Hofbaudirektor des Hofbauamtes zu Eichstätt ernannt. In dieser Funktion entfaltete Gabrieli in der Folgezeit bis zu seinem Tode eine ganz Eichstätt und das seinerzeitige Hochstiftsgebiet umfassende und prägende Bautätigkeit. Rund 30 Bauten, darunter Residenz, Orangerie und Bürgerhäuser, tragen alleine in Eichstätt heute noch die architektonisch unverwechselbare Handschrift Gabriel de Gabrielis. Dieser Barockbaumeister hat das Gesicht der idyllischen Bischofs- und Universitätsstadt geprägt wie vor und nach ihm kein anderer. Im März.1747 starb Gabriel de Gabrieli in Eichstätt, sein Grab ist auf dem Ostenfriedhof zu sehen.

 

Auch die Museumslandschaft in Eichstätt hält einige Schätze bereit, so das Museum für Ur- und Frühgeschichte. Schon im ersten Saal begrüßt ein gewaltiges Skelett eines Mammut den Besucher, der Urzeitmensch darunter werkelt an seiner Feuerstelle und wirkt dagegen wie eine Ameise. Ganz so weit auseinander war das Kräfteverhältnis sicher nicht, als Jäger und Sammler waren unsere Vorfahren durchaus erfolgreich. Auch große Lebewesen haben sie erlegt, mit welchen Techniken, Waffen und Handwerkzeugen sie dabei vorgingen, zeigt das Museum eindrucksvoll. Es ist im ersten Obergeschoss des Gemmingenbaus auf der Willibaldsburg untergebracht. Hier wird die Entwicklungsgeschichte der Region von der Steinzeit bis zum Frühmittelalter ausgebreitet. Das Angenehme daran ist die gelungene Art der Präsentation, die sachlich informiert ohne zu überfrachten. Dennoch bietet sie wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse und stellt sie in den Zusammenhang neuester Ergebnisse der Altertumsforschung. Besonders authentisch wird das Museum zudem durch den Umstand, dass nur Originale ausgestellt werden. Auch die Einteilung der Räumlichkeiten nach Kultur- und Geschichtsepochen macht die Entwicklungsgeschichte verständlich und nachvollziehbar

Einen Schwerpunkt bildet ein Raum mit den Tierskeletten von Mammut, Höhlenhyäne und Rentier, der zum Staunen anregt. Sehr umfangreich ausgefallen ist auch die Abteilunge mit den Funden aus der Römerzeit. Eine Seltenheit darunter ist eine römische Groma, ein vierarmiges Vermessungsgerät der Römer als Kombination von Lot und Visierkreuz, mit dem rechte Winkel abgesteckt wurden. Es soll sogar das einzige Gerät dieser Art nördlich der Alpen sein. Ob es Faustkeile aus der mittleren Altsteinzeit um 60.000 vor Christus oder das aus dem 8. Jahrhundert stammende Merowinger-Grab aus Pfrünz sind, Staunen ist hier garantiert. www.eichstaett.de

 

Text/Fotos: ©Jörg Berghoff