Destinations-Tipp | Oktober 2018

Naturerlebnisse im Schlösserland Hirschberger Tal

Nicht in jedem Mann steckt ein Kind, das gerne ein edler Ritter wäre und längst nicht jede Dame wünscht sich, einmal im Leben wie ein anmutiges Burgfräulein umworben zu werden. Eine gewisse Faszination übt die untergegangene Welt der Burgherren und Schlossfräulein dennoch bis heute aus. Abgesehen von romantischen Aspekten erzählen uns Burgen und Schlösser vieles über die Geschichte einer Region. Sie lehren uns, Traditionen, Eigenarten und Kulturen besser zu verstehen. Und sie geben dem schlummernden Romantiker in uns neue Nahrung. Kommt dann noch eine bodenständige Genusskultur wie in den Ardennen und im Müllertal im nördlichen Luxemburg hinzu, kann man daraus abwechslungsreiche Programme zusammenstellen, die einer faszinierenden Reise durch die Geschichte der Menschheit vom Mittelalter bis in die Neuzeit gleichkommt. Das überschaubare Lëtzebuerg, so der Eigenname des Großherzogtums Luxemburg, steht dabei im Ranking der Liebhaber von Burgen und Schlössern ganz vorne.     

 Schloss Esch-sur-Sûre. Da ist zum Beispiel das charmante Städtchen Esch-sur-Sûre. Die ersten schriftlichen Unterlagen über die Existenz von Esch-Sauer befinden sich im „Liber aureus Epternacensis“ aus dem 11. Jahrhundert. Laut dieser Schrift soll ein bestimmter Nebelungus seine Güter mit Leibeigenen dieser Abtei geschenkt haben. Der Akt datiert aus dem dritten Jahr der Herrschaft Karls des Großen, also zwischen 773 und 774. Am 3. Juni 927 erwarb ein gewisser Meginaud, durch Tausch mit der Abtei von Stavelot, Esch-Sauer. Er baute einen quadratischen Wohnturm sowie Wirtschaftsgebäude. Ende des 11. Jahrhunderts nahmen die Gebrüder Heinrich I. und Godfried I. an den Vorbereitungen des ersten Kreuzzuges teil, deshalb konnten sie keine Arbeiten am Schloss verrichten. Die zwei letzten Herren der Linie der Grafen von Esch-Sauer vergrößerten jedoch das Schloss und die Grundstücke stark. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die Grafschaft Esch-Sauer 19 Dörfer und reichte bis nach Diekirch. Die ersten Gebäude des Schlosses gehen demnach auf die romanische Zeit zurück, während seine Erweiterung in der gotischen Zeit stattfand. Mit der Verbreitung des Schießpulvers im 15. Jahrhundert, war man gezwungen, die Befestigungen zu erweitern. So wurde das gesamte Dorf von einer Ringmauer mit zwei Wachtürmen umgeben. Der runde Lochturm wurde ebenfalls in dieser Zeit gebaut. Der Niedergang des Schlosses begann in der Mitte des 16. und endete im 19. Jahrhundert. Nach der Einnahme der Burg Luxemburg (1685) führten die Truppen des Sonnenkönigs Ludwig XIV. die Schleifung der Burgen des Landes durch. In Esch-Sauer hat man jedoch die Ringmauern nicht niedergerissen, da mehrere Häuser an diese angebaut waren, das ist noch heute sichtbar. Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Burg in die Hände von Bürgern über, sie blieb noch ständig bewohnt. Als Victor Hugo das Dorf an der Sauer 1871 besuchte, lebten noch mehrere Familien in der Burg. Heute sind nur noch befestigte Ruinen der einstigen Herrschaft von Esch-Sauer sichtbar. Die neue Beleuchtung lässt die sehenswerte Burg am Abend  in einem wunderbaren Licht erscheinen.

 Und wer zufällig während der Tour de France in der Nähe ist, kann die vielen gelben Fahrräder bewundern, denn die Tour führt meistens durch den Ort. Die Einwohner feiern dann ein großes Fest und schmücken ihren Ort mit gelben Rädern.

 Beaufort, Clervaux und Vianden

Burg und Schloss Beaufort liegen im Herzen der Kleinen Luxemburger Schweiz. Die Ursprünge der mittelalterlichen Burg führen auf das 12. Jahrhundert zurück, das  Renaissance-Schloss wurde im 17. Jahrhundert errichtet. Von ihrem Felsvorsprung blickt die imposante Burgruine  in den 35 m tiefer gelegenen Graben herab. Das Renaissance-Schloss glänzt durch seine ausgezeichnet erhaltenen Räumlichkeiten. Die ältesten Teile der Schlossanlage von Clervaux führen auf das 12. Jahrhundert zurück. Schloss Clerf fiel 1944 der Ardennenoffensive zum Opfer.

 Liebevoll restauriert bietet Schloss Clervaux heute seinen Rahmen einer der bedeutendsten Fotoausstellungen der Welt: „The Family of Man“ des weltberühmten, luxemburgisch-stämmigen Fotografen Edward Steichen. Die Ausstellung besitzt einen universellen Wert, der zur Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO führte. Außerdem können hier eine Ausstellung mit Modellen der Burgen Luxemburgs sowie das Museum der Ardennenoffensive samt wertvollen Waffen und Andenken besichtigt werden.

 Von weitem schon begrüßt die beeindruckende Silhouette der hoch oben über dem Tal der Our gelegenen Burg Vianden (11.-17. Jahrhundert) ihre Besucher. Der steile Anstieg zur Burg lohnt sich, denn hier wartet eine der am prächtigsten restaurierten Burgen des Luxemburger Landes auf die Besucher. Von der farbenfrohen Burgkapelle über die archäologische Krypta, die Ritterstube und die Waffenhalle bis zum mächtigen Rittersaal bietet Burg Vianden ein detailgetreues Panorama des mittelalterlichen Burglebens. Kein Wunder, dass schon der französische Dichter Victor Hugo die Vorzüge des Städtchens Vianden und seiner Burg zu schätzen wusste. Die größte erhaltene Burg links des Rheins, bietet im Juli das größte Mittelalter-Spektakel in Luxemburg und der Großregion mit Ritter-Romantik, Mittelalter-Musik und Gaukler-Gaudi.

 Wer dann noch das Tal der 7 Schlösser mit seinen Burgen und Schlössern, das Wiltzer Schloss als Kulisse des Internationalen Musik- und Theaterfestivals, sowie viele andere Zeitzeugen der Feudalherrschaft auf den Höhen der Ardennen oder den sanften, begrünten Hügeln des Gutlandes und des Müllertals dazurechnet, für den drängt sich die Frage auf, wann er das nächste Mal die steinernen Kostbarkeiten besuchen kann. Gelegenheiten dazu bietet Lëtzebuerg zu jeder Jahreszeit.     www.visitluxembourg.com

 

Text/Fotos: ©PRB