Destinations-Tipp | August 2018

Geir und die Frauen am Mjøsa-See

Die Region Fjellnorwegen ist ein Wander- und Anglerparadies mit traumhaften Gebirgslandschaften.

Geir Sveritzen ist ein ist ein fröhlicher Mensch. Schon sein Lachen ist ansteckend und seine kommunikative Art, immer gespickt mit einer Prise Humor, kommt überall gut an. Kein Wunder also, dass er zu den Auserwählten zählt, die für die hübsche kleine Stadt Gjøvik am Mjøsa-See die Werbe- und Marketingtrommel rührt. Wenn er nicht gerade in seinem Boot sitzt, weit draußen auf dem See den prächtigen Forellen nachstellt oder am Grill seine Kochkünste unter Beweis stellt. Mit einem Scherz gewürzt natürlich: 1 bis 6 – Wer kennt die Bedeutung der Zauberformel am Mjøsa-See? „Damit sind nicht die Schulnoten gemeint, aber als Kinder haben wir die Eckdaten zu unserem See so in der Schule gelernt“, gibt Geir zum Besten. „123 Meter über dem Meeresspiegel liegt der See und er ist 456 Meter tief. Wer jetzt noch weiß, dass er 111 Kilometer lang und damit Norwegens größter Binnensee ist, hat ein Lob verdient.“ Sehr gut, Geir, setzen, Eins Plus. Eine große Attraktion des Sees ist auch der älteste noch betriebene Raddampfer der Welt: Seit 1865 verkehrt der weiße Skibladner zwischen Eidsvoll und Lillehammer im Linienverkehr und legt auf seinem Weg über den See auch in Gjøvik an.   

Pragmatischer Umweltschutz

Die Bestnote konnte sich der See allerdings nicht immer ins Heft schreiben. Im Jahre 1976 war der See so gut wie umgekippt, mit Phosphat verseucht und die wenigen Fische kaum genießbar. Eine Lösung musste her. Die Männer und Politiker rund um den See steckten die Köpfe zusammen, gründeten Ausschüsse, beauftragten Gutachter und veranstalteten endlose Diskussionsrunden. Was man halt so macht, wenn das Problem groß ist, unzählige Interessen beachtet werden müssen und eine Rettung kompliziert erscheint. Es geht natürlich auch anders. Das zeigt die beachtenswerte Initiative der Frauen rund um den Mjøsa-See, die eine einfache, aber effektive Lösung nicht nur diskutierten, sondern auch sogleich umsetzten: Sie beschlossen, ab sofort und komplett auf phosphathaltige Waschmittel zu verzichten. Seit 1995 ist der See wieder ökologisch sauber und ein Paradies für Mensch und Fisch. Die Frauen haben den See gerettet, die Männer dann in Gjøvik und anderenorts die Tafeln aufgestellt, die mit Stolz und zu Recht den See als Naturwunder preisen. 

Im Reich der Wildnis

Im Bezirk Hedmark an der Grenze zu Schweden beginnt das so genannte „Villmarksriket“, das Reich der Wildnis. In dieser Region liegen fünf Nationalparks, über 2.000 Binnenseen sowie Norwegens längster Fluss. Unberührte Natur und ein artenreiches Tierleben ist kennzeichnend für das das südöstliche Norwegen. In diesem „Reich der Wildnis“ liegt auch Norwegens größter Binnensee, der Mjøsa. Auch Norwegens längster Fluss, der Glomma, durchquert 350 Kilometer weit die Region, er entspringt im Norden bei Røros und mündet bei Frederikstad in den Oslofjord. Zwischen den Städten Hamar und Elverum beginnt die Eurasische Taiga, ein zusammenhängender Gürtel von Kiefernwäldern, der sich von Norwegen bis zum Pazifik erstreckt. In diesem Teil Norwegens liegen nicht weniger als fünf Nationalparks: Rondane, Dovrefjell, Femundsmarka, Forolhogna und Gutulia. Das Villmarksrik ist eine außergewöhnlich attraktive Natur-Region mit faszinierenden Landschaften.

Die Blauen Berge

Der Rondane-Nationalpark war 1962 der erste norwegische Nationalpark, er ist nach der Hardangervidda die meistbesuchte Gebirgsregion des Landes. Auf den 963 km² des Parks wachsen 240 Pflanzenarten und über 300 verschiedene Moose und Flechten, bislang wurden 124 Vogelarten und 28 verschiedene Arten von Säugetieren gesichtet. Berühmt ist Rondane für seine wilden Rentiere. Außerdem hat Rondane zehn Gipfeln, die höher sind als 2000 Meter sind. Diese so genannten „Blauen Berge“ sind ein Dorado für Wanderer, am Fuß des Gebirges liegt das beschauliche und reizvolle Atndal mit dem Fluss Atna. Dort verläuft zwischen Sollia und Folldal auch die Norwegische Landschaftsroute Rondane. Sie ist eine erlebnisreiche Alternative zu den weitaus stärker befahrenen Hauptstraßen durch das Gudbrandsdal oder das Østerdal, auch wegen der lohnenden Abstecher rechts und links der Straße. Zu diesen Zielen gehören die vielen Kunsthandwerker der Gegend, die noch mit traditionellen Techniken arbeiten. Das Reich der Wildnis mit seinen ausgedehnten Wald- und Seenlandschaften ist der ideale Ort für alle, die Aktivitäten in der Natur lieben: Angeln, Radfahren, Wandern, Bergsteigen oder Kanufahren sind ebenso gut möglich wie Tierbeobachtungen auf ausgedehnten Waldspaziergängen.

Die Kultur des Genusses

Auch die Region um Valdres lohnt sich für einen längeren Aufenthalt, auf dem Weg liegt Noraker Gård, ein Hof, der die traditionelle norwegische Spezialität „Rakfisk“ herstellt, eine halb-fermentierte Forelle mit besonderem Geschmack. In Beitostølen verwöhnt die Beito Käserei den Gaumen und die Inhaber und Brüder des Grønolen Fjellgard Hotels sind auch großartige Köche. Das trifft auch auf Hege und Helge Norskar zu, die am Fuße des Jotunheimen Berges in Murudalen eine sehenswerte Erlebnis-Farm mit Tieren, Kunst und leckerer Küche betreiben, die sich besonders gut als Ausflugsziel für Busgruppen eignet. Über ein Gourmeterlebnis für Gruppen in der Kulturstua in Ro geht es dann nach Lillehammer. Hier kann man nicht nur kostenlos die Olympiaschanze besichtigen, sondern auch das Maihaugen Freilandmuseum besuchen, in dem man die norwegische Kultur und Geschichte vom 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart erleben kann. Darauf einen Gammel, Oppland oder Aquavit – gebrannt in Geirs Heimatstadt Gjøvik natürlich, garantiert doppelt destilliert und „Fuselfri“.

 

www.visitnorway.com

Text/Fotos: ©PRB